Über vernachlässigte Briten, Populismus als Keule und ein Lied für die Muddi…
Kürzlich war ein Reporter der BBC im Dortmunder Rathaus, um vom Bürgermeister zu erfahren, was der wohl vom Brexit halte. Zuvor aber besuchte der junge Mann vom Hörfunk die AfD-Fraktion, um von deren Vorsitzenden eine Gegenmeinung einzuholen. Das gelang ihm ohne die geringste Inszenierung eigener Befindlichkeiten. Aus dem dann folgenden vertraulichen Nebengespräch werde ich natürlich genauso wenig ausplaudern, wie es der wohlerzogene Brite tun wird – nur so viel sei verraten: Er (der Journalist) war nicht zu überreden, uns seine eigene Meinung zum Thema Brexit mitzuteilen. Begründung: Er muß als Berichterstatter absolut neutral agieren. In der „Zeit“, dem ewig missionierenden Kampfblatt des deutschen Belehrungsjournalismus, findet man das befremdlich:
Zitat: „In den Abendnachrichten müssen die BBC und ITV, die beiden wichtigsten Fernsehsender, penibel darauf achten, neutral zu berichten.
Überzeugt wird hier niemand. Vielmehr lassen die Nachrichten die Bevölkerung eher verwirrt zurück.“
Da haben wir es! Die schmählich vernachlässigten Engländer irren ganz ohne Meinungs-Navi konfus durch Raum und Zeit. Was für eine Zumutung!
Soll sich der Rezipient tatsächlich eine eigene Meinung bilden, ohne durch predigende Welterklärer auf den rechten Weg geführt zu werden? Oh, glückliches Groß Britannien, wie ich Dich um die drei Buchstaben beneide!
*God save the BBC!*
„Die meisten Zeitungen geben Informationen in der Form von Skandalen“
schrieb einst Umberto Eco, der sicher einer der scharfsinnigsten Beobachter postmoderner Medien war. Mithin bleibt also festzustellen:
Nüchternheit verkauft sich nicht, nur der Affekt verschafft Auflage.
„So gib uns unseren täglich Skandal“ lautet das morgendliche Stoßgebet eines jeden Chefredakteurs. Hat man gerade keinen Aufreger zur Hand, muß halt einer gebastelt werden…
Man stelle sich vor: da beliefert ein AfD-Funktionär den Bundestag mit hochsensiblem Büromaterial – und wie lange schon! Das hätte denen doch vor 16 Jahren schon auffallen müssen!
Der nächste Skandal: Die AfD-Fraktion im Magdeburger Landtag stellt einen Antrag! Man will (und jetzt kommt es hammerhart) die schwarz-rot-grüne Landesregierung auffordern, im Bundesrat für den Asylkompromiß der Bundesregierung zu stimmen.
Empööörend!
Ist aber alles nichts, gegen den Skandal des Monats. Wie schon in der vorhergehenden Presseschau berichtet, haben zwei Qualitätsjournalisten eines Qualitätsblattes ihren großen Coup gelandet:
wenn allerdings selbst der Deutsche-Journalisten-Verband in Berlin die Treibjagd der beiden Eiferer ungewohnt deutlich kritisiert, hat sich der Abschuß wohl doch nicht ganz so rückstoßfrei nur nach vorn entladen:
http://djv-bb.de/der-shitstorm-der-nach-hinten-los-ging/
Auch bei „Meedia“ runzelt man die Stirn…
Roger Letsch spricht – frei nach Pawlow – vom Brüderle-Reflex:
http://unbesorgt.de/auf-gute-nachbarschaft/
Lesenswert ist auch der Kommentar von Roger Köppel in der Schweizer Weltwoche:
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2016-22/artikel/gesinnungs-mafia–die-weltwoche-ausgabe-222016.html
Natürlich klingt es für den Nachbarn nicht nett, wenn man ihm zu verstehen gibt, man wolle nicht neben ihm wohnen. Aber es ist zumindest eine ehrliche Positionsbestimmung. Als mein Nachbar sich in genau dieser Art äußerte, hatte ich großes Verständnis für seine Aversion und ließ an meinem Mitgefühl keinen Zweifel zu, denn meine Frau ist Gesangslehrerin.
Aber es gibt Schlimmeres: Schlagzeug oder Bachtrompete sind ganz heiße Kandidaten für nachbarschaftliches Unbehagen. Daher sind Musiker in der Regel weniger schnell beleidigt, als etwa Fußballspieler oder Heiko Maas.
Auch Christen und Juden in der Türkei haben wohl ein ähnlich dickes Fell:
Bleiben wir noch ein wenig beim Thema Skandal: Im dunkeldeutsch-sächsischen Arnsdorf kam es zu einer Begebenheit, die Spiegel-Online zu der folgenden, hirnrissigen Schlagzeile veranlaßte…
und weil es so schön gruselig klingt, wird die Story von diversen Derivaten der Lückenpresse kopiert. Dumm nur, daß die militante „Bürgerwehr“ ausgerechnet von einem Politiker der Merkel-Partei befehligt wurde und strafbare Handlungen, wie die des Hausfriedensbruchs, klar erkennbar sind…
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2016/wir-haben-zivilcourage-gezeigt/
Es kommt eben immer auf die Bilder an. Die gilt es daher, sorgsam zu komponieren, um für den Betrachter ein möglichst authentisches Diorama entstehen zu lassen:
Auf anderen Schauplätzen hingegen hält man sich vornehm zurück:
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/uebergriffe-auf-schlossgartenfest-in-darmstadt-14260871.html
Wieviel solcher Vorfälle braucht es wohl noch, bis der terminale Gewöhnungseffekt eintritt?
http://www.rolandtichy.de/gastbeitrag/ich-moechte-keine-frau-in-darmstadt-sein/
Denn unhaltbare Zustände können einfach fortbestehen, wenn sie sich als neue Normalität bereits etabliert haben:
http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Mehr-illegale-Einreisen-290140.html
Nur wenige Journalisten scheinen die Tragweite des allmählichen gesellschaftlichen Wandels erkennen zu können. Die meisten von Ihnen sind ideologisch befangen und durch ihre Jagd nach tagesaktuellen Aufmachern zudem verschlissen. Das klassische Bildungsideal ist dem Metier inzwischen fremd. Ein umfassendes Geschichtsverständnis bleibt aber immer noch eine Domäne der bürgerlichen Bildung und ist für das Erkennen zukünftiger Szenarien unabdingbar. Die Frage nach dem „woher“ und „wohin“ wird inzwischen weit plausibler von Schriftstellern wie Houellebecq oder Sansal beantwortet. Hier ein sehr lesenswertes Interview mit letzterem Autor – unser Beitrag der Woche:
Sansal lebt in Algerien und betrachtet mit Sorge den Paradigmenwechsel im eigenen Land. Zitat: „Nach der Unabhängigkeit gab es 150 Kinos und 250 Buchläden in Algerien. Heute gibt es kein einziges Kino mehr und vielleicht vier, fünf Buchläden in Algier. Dafür hat sich die Zahl der Moscheen vertausendfacht.“ Mit seinem Buch „2084“ ist Sansal ein Orwell des neuen Jahrhunderts. Zwangsläufig erinnert sich der Leser an Samuel Huntingtons These vom „Clash of Civilizations“. Was 1996 als Irrtum abgetan wurde, ist mittlerweile bittere Realität. Hier ein Beitrag aus dem Vorjahr:
Auf genau dieses Problem findet die Linke keine Antworten, da sie das Geschehen schlicht leugnet. Auf drängende politische Herausforderungen reagiert sie mit nichts anderem, als den verbrauchten Parolen des letzten Jahrhunderts. Dazu ein brillanter Artikel von Alexander Grau im Cicero:
http://www.cicero.de/berliner-republik/die-agonie-der-linken/60990
Die Gegenbewegung formiert sich nicht mehr nur vom Rand, sondern jetzt auch aus der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft, die um ihre Existenz fürchtet. Bei allen Seltsamkeiten der Führungsebene bleibt PEGIDA im Kern ein bürgerliches Bündnis. Die noch immer linksliberal träumende Bourgeoisie des Westens reagiert mit den seit 68 eingeübten Beißreflexen.
Der Vorwurf lautet stereotyp: Populismus! Dabei sind nicht etwa jene gemeint, die mit Wahlgeschenken auf Pump ihr Stimmvieh füttern, nein ausgerechnet die Verkünder unangenehmer Wahrheiten werden mit der Vokabel stigmatisiert. Zeit also, dem Begriff etwas Aufmerksamkeit zukommen zu lassen:
http://www.wiwo.de/politik/deutschland/tauchsieder-was-ist-populismus/13652826.html
Auch Konrad Adam beschäftigt sich mit der Populismuskeule…
https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2016/das-koennen-wir-auch/
und Norman Siewert erinnert, in einem sehr ordentlichen Artikel, an Odo Marquards Warnung vor der Verweigerung von Bürgerlichkeit. Der Begriff der konservativen Revolution aber reicht ihm aus, um auch der AfD eine Affinität zum Ausnahmezustand anzudichten. Spätestens an dieser Stelle wird der Zielkonflikt zwischen dem Anspruch, Wissenschaftler zu sein und seiner gleichzeitigen Verpflichtung als CDU-Parteisoldat, sehr deutlich.
http://www.rolandtichy.de/gastbeitrag/der-faschismus-lebt-ueber-aengste-der-anti-rechtspopulisten/
Prädikat: trotzdem lesenswert.
Selbst ein geistlich umnachteter Hirte, der diverse Wölfe in die Herde seiner lockigen Schäfchen integrieren will, wird von einer lammfrommen Katholikin des Populismus geziehen…
wohingegen ausgerechnet seine Heiligkeit, der 14. Dalei Lama mit dem folgenden Statement überrascht:
Es wird nun befürchtet, daß diese Aussage seine Wiedergeburt als Angela Merkel erheblich erschweren könnte…
Ein anderer Edelmann von Beruf hat kurz vor seinem Ableben klare Worte an die Adresse der Flüchtlingslobby gerichtet.
Den Neudeck, der sich in den Flüchtlingslagern dieser Welt nie mit Krawatte sehen ließ, kann man als Konservativer durchaus vermissen, auch wenn er sehr widersprüchliche politische Ansichten vertrat und sich gelegentlich auch obskur vereinnahmen ließ.
Der „wohlfahrtsindustrielle Komplex“ war schon Thema in der letzten Presseschau. Hier ein interessanter Nachtrag von Frau Schunke:
http://www.rolandtichy.de/meinungen/asylindustrie-in-kirchen-hand/
Wem es gelingt, sich als moralisch überlegen darzustellen, der gilt hierzulande praktisch als unfehlbar…
http://www.rolandtichy.de/daili-es-sentials/paedagogisierer-im-biotop-moralische-ueberlegenheit/
Auch Klimaforscher sind prinzipiell infallibel, solange sie gewünschte Ergebnisse liefern, die der herrschenden Lehrmeinung nicht widersprechen. Andernfalls müßte man befürchten, daß sich vielleicht Erklärungen finden, für all die heftigen Klimaschwankungen zu jenen Zeiten, als der Mensch noch gar nicht existierte…
http://www.achgut.com/artikel/klimaforschung_die_wolken_lassen_die_katastrophisten_froesteln
Kein Wunder, daß Trump so viele Follower hat – soll doch im Land der begrenzten Unmöglichkeiten das „Klimaleugnen“ demnächst bestraft werden.
Auf genau diese Art und Weise macht man einen Donald zum Präsidenten:
http://www.rolandtichy.de/meinungen/inquisition-gegen-klimaleugner/
Andererseits ist es schon beruhigend, daß das Phänomen von durchgeknallten Justizministern kein exklusiv deutsches zu sein scheint.
Ja, wir befinden uns im Jahre 2016 n.Chr. Die ganze Welt ist ein Irrenhaus. Die Ganze Welt? Nein! Ein von unbeugsamen Eidgenossen bevölkertes Land hört nicht auf, dem Wahnsinn Widerstand zu leisten:
http://www.rolandtichy.de/daili-es-sentials/kein-grundrecht-auf-subventionierte-faulheit/
Wohlgemerkt: Solange ein Volk selbst durch das Fernsehen noch nicht restlos verblödet ist, funktionieren Volksabstimmungen ganz ordentlich.
Überhaupt sind die Schweizer auch ohne EU und Gemeinschaftswährung friedlich und produktiv, wie kaum eine andere Nation:
Vielleicht bleiben sie aber vor allem deswegen so erfolgreich, weil sie die Globalisierung nie als Pflicht zur Selbstaufgabe mißdeutet haben.
Auch die Tschechen wollen nicht preisgeben, was sie seit kurzem erst besitzen: Einen eigenen Staat. Vaclav Klaus wirbt für sein Buch „Völkerwanderung: Kurze Erläuterung der aktuellen Migrationskrise“, das nach Lesart der FAZ auch Programmschrift der AfD sein könnte.
Wir, lieber Vaclav, sind daher gespannt auf die Lektüre. Jenseits der böhmischen Grenze tritt im ehemaligen Hause k.u.k. nach der Wahl zum Bundespräsidenten die Regierung die Flucht nach vorn an. Österreichs Außenminister Sebastian Kurz nimmt sich die exterritorialen Flüchtlingsaufnahmezentren Australiens zum Vorbild…
http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/fluechtlinge-auf-inseln-schicken-14271026.html
während die deutsche Kanzlerin nichts weniger, als die Zerstörung Europas befürchtet, sollte der Übergang am Brenner geschlossen werden.
Dabei haben die Österreicher von einer Schließung nie gesprochen, wohl aber von der Möglichkeit, Grenzkontrollen wieder einzuführen – ähnlich, wie es die Dänen oder Schweden schon seit Monaten handhaben.
Während Merkel nunmehr den von ihr beförderten Untergang des Abendlandes befürchtet, fragen wir uns zum Schluß eines Wochenrückblickes wie immer:
Nix Positives zu vermelden? Gut, die Röhre durch den Gotthard ist eröffnet. Stammt aber das Licht am Ende des Tunnels etwa nur vom entgegenkommenden Zug? Haben wir den wirklich nichts mehr zu lachen?
Kein Hofnarr, weit und breit?Sag mir, wo die Rebellen sind – bittet daher Manfred Haferburg:
http://www.achgut.com/artikel/kuenstler_hoert_die_signale
Aber Künstler sind in der Regel Subventionsempfänger und wer beißt schon die Hand, die ihn füttert? Doch halt, einen haben wir noch!
Hier in einer Rückblende vom Tag der Bereifung:
https://www.youtube.com/watch?v=fka-q1zXLdw&feature=youtu.be
Hätt ich ja nicht gedacht, daß mir der sächsische Dialekt noch einmal so ans Herz wachsen würde…
https://www.youtube.com/watch?v=zBD7i4KcAw0
Also machts ma gudd!
PS: Mit ödipalen Grießen an de Muddi…
Soweit die mediale Bestandsaufnahme der letzten Woche.
Garantiert parteilich und keinesfalls unabhängig.
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Autor: Andreas Urbanek
Sprecher AfD-Kreisverband Dortmund
stellv. Vorsitzender AfD-Fraktion im Dortmunder Rat